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3 Tipps aus unserer Moderations-Praxis

Was Moderator*innen vom Theater und von Bruce Lee lernen können

„Noch 3 Sekunden!“ kommt es aus der Regie. Ein kurzes letztes Mal in sich gehen, um dann in die Kamera zu senden: „Herzlich willkommen zur Online-Veranstaltung der OTTO Group. Mein Name ist Thorsten Brand von der Steife Brise und ich werde heute Ihr Begleiter durch dieses Event sein.“ Im Hintergrund sehe ich: Daumen hoch von der Regie. Bild und Ton sind einwandfrei. Eine weitere Reise in die Welt der Online-Moderation beginnt.

Seit knapp 30 Jahren stehe ich als Gründer, Schauspieler und Moderator für das Improvisations- und Businesstheater Steife Brise auf den Bühnen Deutschlands und der Welt, immer live. Und plötzlich war damit im März 2020 von einem Tag auf den anderen Schluss.

 

Mit voller Kraft in die Veränderung!

Wir mussten plötzlich radikal umdenken. Wir, als Improvisationsschauspieler*innen, eigentlich DIE Expert*innen für Veränderung, standen plötzlich selbst vor einer der größten Herausforderungen seit unserem Bestehen. Wir waren es gewohnt, live mit Menschen zu arbeiten. Ob in einer Show, im Workshop, im Training oder eben in der Moderation – das Publikum, der direkte Kontakt und die Interaktion mit den Menschen standen bei uns immer im Mittelpunkt. Egal ob im Theater, bei einem Teamevent oder in der Großgruppenmoderation.

Nie vorstellbar, aber dann notgedrungen, stellten wir uns nach einer ersten Schockstarre die Frage: Geht unser langjährig bewährtes Tun auch online? Wie interagiere ich als Moderator oder Schauspieler mit den Menschen vor dem Bildschirm, bringe sie in Interaktion, führe sie durch eine virtuelle Veranstaltung?

 

Das Steife-Brise-Online-Studio

Mit neuem Elan und viel Neugier und Spieltrieb stürzten wir uns ins Abenteuer. Unser Steife-Brise-Online-Studio entstand, seit Mitte 2020 ist es zu unserem ständigen Arbeitsplatz geworden. Im Studio suchen wir nach Lösungen und Ideen, unsere Art des Miteinanders mit den Menschen trotz physischer Distanz virtuell herzustellen. Es ist ein völlig neues Umfeld mit vielen Herausforderungen. Eine große Veränderung ist dabei das Moderieren und Spielen vor der Kamera. Plötzlich bewegt man sich im Arbeitsfeld eines TV-Moderators.

 

Die 3 Basics der Online-Moderation

Viele Dinge funktionieren anders als in der gewohnten analogen Moderation, und doch bleibt das Grundverständnis gleich. Immer wieder bin ich dabei auf die gleichen Fragen gestoßen. In meiner bisherigen Arbeit haben sich folgende drei elementare Regeln für die Moderation und ganz besonders die Online-Variante herauskristallisiert:

 

1) Klares Senden

Als Moderator eines Online-Meetings oder -Events sehe ich eine große Wand von „Bildschirm-Kacheln“ vor mir. Gerade hier ist es wichtig, sich immer klarzumachen, wer die Empfänger*innen meiner Botschaften sind. Zu wem spreche ich? Ist mir klar, auch wenn ich „nur“ durch eine Kameralinse sende, zu wem, zu welchen Menschen ich spreche? Je klarer mir dies ist, desto schneller kann ich (trotz räumlicher Distanz) Kontakt mit den Menschen am „anderen Ende“ aufnehmen und halten! Dabei gilt eine der goldenen Regeln der Moderation: Sprich in der Sprache deines Publikums und nenne „das Kind“ beim Namen. Verwende klare Hauptsätze und verfranz dich nicht. Denn online werden sprachliche Umwege noch härter „bestraft“.

 

2) Vorbereitung ist Pflicht

Die Online-Welt ist schnelllebig, der Fokus des Publikums am Bildschirm ist zum Teil noch reduzierter als in Live-Settings. Hier müssen die Sätze sitzen, die Struktur klar sein. Längere verbale Ausführungen werden vom Publikum mit Parallelhandlungen am Bildschirm abgestraft. Gerade aus diesem Grund ist die Vorbereitung der Online-Moderation das A und O.

Am Anfang meiner Moderationsvorbereitung schreibe ich den gesamten Ablauf der Veranstaltung einmal komplett auf. Dabei sehe ich, ob mir die jeweiligen Themen klar sind oder was ich noch recherchieren muss. Dabei geht es z. B, um die Zusammenhänge: Kund*in, Veranstaltung, Thema und die Fragen an die Gäste, Referent*innen oder Co-Moderator*innen. Dies schreibe ich alles zusammen und formuliere es bereits als Moderation aus. Danach reduziere ich das Ausformulierte auf Stichworte.

Wenn ich jetzt meine Moderation durchgehe, hilft mir folgende Bruce Lee-Weisheit: „Be water my friend““. Nicht die Moderation ist ich, sondern ich bin die Moderation. D. h. ich rede nicht auswendig daher, sondern belebe die Moderation durch meine Person und mache dem Publikum nichts vor! So gelingt eine authentische, merkfähige und trotzdem professionelle Moderation, die zu dir passt.

 

3) Die Kamera sieht alles

Sei von dir überzeugt! Die Kamera sieht alles. Während auf einer Bühne ein kleines Verziehen des Mundwinkels nach einem gerade beendeten Satz meist übersehen wird, verzeiht die Kamera nichts! Selbst das kleine Flackern mit den Augen oder das zierliche Rümpfen deiner Nase ist zu sehen. Und noch etwas: Wenn du sonst gewohnt bist, auf der Bühne zu „tigern“ – das ergibt vor der Kamera keinen Sinn. Übe das Stehen und klare Senden, Tiger!

All das kann aber auch die Chance sein. Wenn dir dies bewusst ist, kann dein zierliches Rümpfen der Nase wiederum richtig in die Kamera knallen. Wie heißt es doch so schön: „Sell it to the camera!“

 

Die 3 Basics aus dem Improvisationstheater

Ebenfalls behilflich, um einen Großteil der neuen virtuellen Herausforderungen und Veränderungen anzugehen, ist uns da unsere Grundhaltung aus der Improvisation:

Im Moment sein, diesen auch wirklich annehmen, mit Mut seine Ideen versemmeln, diese Erfahrungen jedes Mal aufs Neue mit einem zwinkernden Auge analysieren, um dann wieder von vorne zu beginnen – ein kleines Mantra.

So arbeiteten wir uns Stück für Stück in das neue Feld der Online-Moderation, der virtuellen Trainings und der Remote-Shows ein. Und tun dies noch immer, jeden Tag! Und wenn man denkt, jetzt weiß man alles – wird man gleich wieder eines Besseren belehrt.

Natürlich ist unsere Art der Eventbegleitung (und ich meine damit jetzt: Moderation, Shows, Trainings, Workshops und Coaching) nicht zu 100 Prozent mit einer analogen Live-Situation zu vergleichen. Allerdings klappt unsere Idee, Veranstaltungen mit einer guten Portion Steifen Brise und guter Laune durchzupusten – auch online!

 

Daumen hoch

Die hochgestreckten Daumen galten bei unserer Online-Arbeit mit OTTO dann nicht nur der Technik, sondern unserer ganzen Performance. Mit über den Tag verstreuten Interaktionen konnten wir die Teilnehmenden immer wieder aus der Digital-Fatigue, der Videocall-Müdigkeit, aufscheuchen, ihnen frische Energie einpusten und sie durch den Bruch im Ablauf wieder neu auf die Bearbeitung ihrer Themen einschwören.

Schön zu hören, dass unsere Kunden sehen, dass unsere Arbeit auch virtuell funktioniert: „Beeindruckend, wie ihr euch ratz-katz digitalisiert habt! Mit der Steifen Brise ist es einfach am schönsten“, durften wir uns den Erfolg unserer Digitalisierung von David Behlich von OTTO attestieren lassen.

 

Ihr Thorsten Brand

 

 

 

 

 

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